Der Törn:
Emmerich - Arnheim - Wijk bij Duurstede - Hollandsche Ijssel - Gouda - Amsterdam - Blokzijl - Ossenzijl - Zwartsluis - Zutphen - Emmerich
Die Tour als GPS-Track
Die komplette Tour als GIF-Animation
Montag, 03.07.2017
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Meine Frau und ich müssen früh aufstehen, da wir bis nach Emmerich ca. 1,5 Stunden mit dem Auto unterwegs sind. Wir haben geplant um 9 Uhr abzulegen, aber wie das so ist mit einer Planung, es ist dann doch kurz vor 10 Uhr als wir die Leinen losmachen um nach Utrecht, unserem heutigen Ziel, aufzubrechen. Im letzten Jahr bin ich die Strecke mit Dieter gefahren, bei deutlich schlechterem Wetter, es hatte oft geregnet. Allerdings führte der Rhein soviel Wasser, das wir durch die offenen Wehre fahren konnten, das spart Zeit. Heute ist es trocken, warm, sonnig und der Rhein führt recht wenig Wasser. Also, nachdem wir vom Rhein in den Pannerdenschkanal und dann in den Neder Rhein abgebogen sind kommen wir kurz nach Arnheim an die erste Schleuse, Driel. Für meine Frau das erste mal auf Deck beim Schleusen, aber sie bekommt das gut hin. Auf Grund das Windes und einer eigenartig starken Strömung in der Schleusenkammer, da wird doch wohl ein Großer nicht seine Schraube laufen lassen, helfe ich beim Halten das Bootes lieber mit. Nach ca. 3 Meter Fall ist es auch schon geschafft, wir laufen als letzte aus der Kammer. Bis zur nächsten Schleuse, Amerongen, ist es doch ein langes Stück und meine Frau macht es sich gemütlich. Auch in Amerongen keine Probleme beim Schleusen. Da wir ja später abgefahren sind als geplant und wir durch die Schleusen zusätzlich Zeit verloren haben, beschließen wir nach Amerongen durch die Prinzess Irenesluis in den Amsterdam-Rhein-Kanal zu fahren. Nach Ansprache der Schleuse über Funk bekommen wir auch gleich die Order in die backbord-Kammer zu fahren. Also machen wir uns auf den Weg. Kurz bevor wir in die Kammer einfahren, kommt die Schleuse noch einmal über Funk: "Das Sportboot aus Deutschland bitte so weit wie möglich durchlaufen, da kommt ein Frachter mit gefährlicher Ladung, der soll noch mit, bitte Abstand halten". Ok, machen wir wie gewünscht und nachdem der mit der besonderen Ladung auch drin ist, geht es auch schon los, die Sirene als Zeichen der Wasserstandsänderung. Wie in den Schleusen vorher auch, fällt uns hier eine Unart der Großen auf. Der Propeller bleibt an, auch wenn zwei oder drei Leinen gelegt wurden, schließlich muss ja jemand das Wasser in der Kammer mal richtig durch mischen. Nun gut, wir sind hier Gäste, also lassen wir das über uns ergehen. Nachdem der Schleusenvorgang beendet ist, beginnt die Ausfahrt der Dicken. Als der vor mir los will, wundere ich mich etwas, da er, nachdem er die Heckleine gelöst hat, recht beherzt den Hebel nach vorne bewegt. Es ist halt eine gute Idee, auch die Bugleine zu lösen, es fährt sich dann halt einfacher. Er bemerkt schließlich seinen Fehler und nachdem der behoben ist, geht es nun auch für ihn raus. Wir fahren als vorletztes Fahrzeug aus und werden von dem Frachter mit der gefährlichen Ladung überholt. Das erweist sich kurze Zeit später als absoluter Glücksfall.
So etwa 300 bis 400 Meter nach der Schleuse, meine Frau ist am Ruder, denke ich, wo fährt sie hin, direkt auf die Spundwand los. "backbord, mehr backbord" rufe ich, "geht nicht, reagiert nicht" ist die Antwort. Ich springe hinzu, knalle den Rückwärtsgang rein und kann verhindern, das wir unliebsame Bekanntschaft mit der Wand machen. Aber meine Frau hat Recht, die Lenkung ist tot, das Ruder lässt sich endlos in die gleiche Richtung drehen, ohne das der Motor sich auch nur ansatzweise bewegt. Im Moment ist kein anderes Schiff in der Nähe, so halte ich mit Vorwärts-/Rückwärtsfahren Stuppi etwa in der Kanalmitte. Per Funk rufe ich auf dem Blockkanal den Verkehrsposten, erkläre ihm die Situation und bitte ihn um Hilfe. Die schicken mir ein Arbeitsboot, das an der anderen Kammer zu tun hat um mich abzuschleppen. Wenige Minuten später trifft das Boot ein und nimmt mich an den Haken. Wir vereinbaren Kanal 15 zwecks interner Kommunikation. Da mein Motor ja einwandfrei funktioniert, kann ich leicht verhindern, das ich auflaufe, indem meine Maschine kleine Fahrt rückwärts läuft. Geplant ist, mich an den Wartesteg für die Berufsschifffahrt zu bringen. Dieser Plan wird verworfen und wir schleusen im Päckchen mit zwei anderen Fahrzeugen zurück auf den Neder Rhein. Hier kann ich hinter die Profiwartestege, dort ist es ruhiger, sicherer und es gibt einen Landgang, über den der Mechaniker zu mir gelangen kann. Die Schleuse hat mir eine Telefonnummer gegeben, die ich während der Wartezeit angerufen habe. Ich habe dem Mechaniker der Scheepswerf Pisano den Fall geschildert und er verspricht zu kommen um zu sehen, was zu machen ist. Als wir hinter das Bollwerk fahren, sehe ich den Mechaniker auch schon. Mein Schlepper verabschiedet sich, nachdem ich ihn für seien Dienste bezahlt habe. Der Mechaniker füllt zuerst einmal Öl auf und schaut dann am Motor, während ich das Ruder bewege. Schnell wird klar, der Hydraulikschlauch hat ein Leck, das Öl spritzt nur so heraus. Klar ist auch, das lässt sich nicht hier vor Ort reparieren. Ich überlege noch, wie wir denn in die kleine Werft des Mechanikers kommen sollen, die liegt so ca. 3 km den Neder Rhein bergan. „Ganz einfach, ich koppel den Hydraulikantrieb vom Motor ab, setze mich daneben, du gibst Gas und ich bewege den Motor von Hand“. Das ist abenteuerlich, besonders bei dem hier herrschenden Verkehrsaufkommen, aber es funktioniert. Gegen 20:30 Uhr legen wir am Werkstattanleger an und bekommen einen Schlüssel, damit wir das Gelände jederzeit verlassen und betreten können. Leider hat er für morgen schon einen Auswärtstermin, so vereinbaren wir für den übernächsten Tag die Reparatur. Gut, dann erst einmal überlegt, wie es mit der Urlaubsfahrt weitergeht. Die Entscheidung wird vereinfacht, da meine Frau einen Anruf von ihrer Firma bekommt und möglichst schnell zurück kommen soll. Wir gehen in dem nahe gelegenen Lokal noch nett essen und danach in die Kojen.
Dienstag, 04.07.2017
Heute fahren wir mit dem Bus nach Utrecht, den Koffer meiner Frau nehmen wir mit und deponieren ihn im Bahnhof in einem Schließfach. Wir schauen uns die Stadt an, auch den Teil des Catharijnesingel, zu dem wir eigentlich wollten.
Hier hatte ich letztes Jahr auch gelegen, allerdings bei deutlich schlechterem Wetter. Entlang der Oude Gracht geht es zurück Richtung Bahnhof, der Zug geht um 17 Uhr.
Auf dem Weg gehen wir nett Kaffee trinken und besuchen natürlich auch den Dom.
Bevor ich mich mit dem Bus der Linie 41 auf den Rückweg nach Wijk bij Duurstede mache, bringe ich meine Frau an den Zug. In Wijk bij Duurstede angekommen setze ich mich noch eine Zeit ins Het Terras, trinke etwas und schaue über den Hafen. Nicht weit entfernt sieht man die Mühle.
Kurz danach bin ich in der Koje.
Mittwoch, 05.07.2017
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Ich bin schon um 6 Uhr wach, mache mir mein Frühstück und trinke den obligatorischen Kaffee. Der Monteur will so gegen 9 Uhr kommen. Also beginne ich schon einmal damit, Platz zum arbeiten zu schaffen. Dazu baue ich die mittlere Sektion aus der Heckbank aus, demontiere die Schranktüren incl. des Mittelpfostens, räume den Schrank leer, schraube die Blende hinter dem Armaturenbrett ab und öffne alle Inspektionsluken.
So vorbereitet fangen wir kurz nach 9 Uhr an, den Hydraulikschlauch auszubauen. Das dauert alles in allem eine gute Stunde. Der Monteur fährt nun los, einen neuen Schlauch machen zu lassen. Dieser soll 50 cm länger werden als der alte, damit die Schlaufe am Motor anders herum gelegt werden kann um ein erneutes durchscheuern zu verhindern. Für den Einbau brauchen wir doch gut zwei Stunden, aber dann ist es geschafft. Jetzt noch Hydrauliköl auffüllen und entlüften, fertig. Es ist mittlerweile 14 Uhr aber ich bin froh, das wieder alles funktioniert. Natürlich könnte ich nun noch nach Rotterdam fahren, was zeitlich allerdings nur über den Lek möglich wäre. Hier hätte ich keine Schleusen, keine Brücken, die geöffnet werden müssten und ich könnte „den Hebel auf den Tisch legen“. Ich möchte aber gerne über die Hollandsche Ijssel nach Gouda fahren, was aber einen ganzen Tag dauern wird. Außerdem bin ich völlig verschwitzt, es ist im Boot gut 32 Grad warm und ich brauche dringend eine Dusche. So entschließe ich mich, in den nebenan gelegenen WSV Rijn en Lek zu fahren um dort zu übernachten.
Um es gleich vorweg zu nehmen, ich habe selten einen so gut geführten, sauberen Yachthafen gesehen wie diesen. Der Meldesteiger ist deutlich gekennzeichnet, so das ich sofort weiß, wo ich zuerst einmal hin muss.
Während ich den Steiger ansteuere, kommt der Hafenmeister an den Steg und ist mir beim Anlegen behilflich. „Ich habe gesehen, Du bist alleine, dann helfe ich Dir besser“. Nach einer kurzen Begrüßung gehe ich mit ihm in sein Büro um die Formalitäten zu erledigen. Er zeigt mir auf einem Lageplan des Hafens meinen Platz für die Nacht. Ich lege also ab und fahre das kurze Stück zu dem zugewiesenen Anleger. Der Hafenmeister lässt es sich nicht nehmen, mir auch hier wieder behilflich zu sein. Ich bedanke mich dafür, mache Stuppi für die Nacht fest und schließe den Strom an. Dann gehe ich erst einmal ausgiebig duschen, was für eine Wohltat. Nachdem ich geduscht und frische „Klamotten“ angezogen habe, genehmige ich mir in der kleinen Kneipe ein, zwei Bierchen. Ich mache von dem Angebot des Hafens Gebrauch, mir ein Fahrrad auszuleihen und radel in die Stadt. Außer meinem Müsli heute morgen habe ich noch nichts gegessen. Wijk bij Duurstede ist ein wirklich netter und gemütlicher Ort, ich finde schnell ein hübsches Restaurant (La Siciliana) und nehme draußen Platz. Es ist immer noch recht warm, aber auf Grund des stetig leichten Windes sehr gut auszuhalten. Während des Essens komme ich mit den Herrschaften an den Nachbartischen ins Gespräch. Zu meiner Linken ein junges Paar aus Saarbrücken, das mit dem Fahrrad von Bonn bis hierher gefahren ist. Sie wollen weiter nach Rotterdam und dann an der Küste gen Norden. An meiner rechten Seite sitzt ein Paar, er Niederländer, sie aus Köln. Wir unterhalten uns lange und angeregt über alle möglichen Themen. Leider ist der Abend dann irgendwann doch zu Ende und ich mache mich auf den Weg zurück zum Boot. Erschöpft gehe ich in die Koje, morgen will ich früh los.
Donnerstag, 06.07.2017
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Bevor der Wecker um 6 Uhr klingelt, bin ich wach. Was für eine schöne, friedliche Stimmung.
Meine ursprüngliche Planung hat für heute einen Hafentag in Rotterdam vorgesehen und morgen dann die Fahrt nach Gouda. Ich beschließe, schon heute nach Gouda zu fahren und morgen dort einen Hafentag einzulegen. Also erst einmal geduscht, dann gefrühstückt, die große Kanne mit Tee gefüllt und um 6:30 Uhr die Leinen los. Das Wetter könnte besser nicht sein, fast wolkenloser Himmel, so gut wie kein Wind und dementsprechend völlig glattes Wasser. Nachdem ich aus dem Hafen bin und die Kreuzung des Amsterdam-Rhein-Kanals passiert habe, kann ich den „Hebel auf den Tisch legen“. Nach kurzer Zeit erreiche ich die Schleuse Hagestein. Ein Anruf per Funk und ich gehe an den Wartesteg, die Kammer kommt gerade mit ein paar Sportbooten hoch. 20 Minuten später kann ich einfahren und es geht abwärts. Letztes Jahr bin ich anschließend durch die Prinses Beatrixsluis weiter nach Utrecht gefahren. Da ich heute in den Doorslag möchte, bietet sich die Fahrt durch die Koninginnensluis an. Als ich an der Schleuse ankomme, ist diese außer Betrieb, der Wasserstand im Lek ist zu niedrig. Also das kurze Stück zurück und doch durch die große Schleuse. Vor mir fahren zwei Boote aus den Niederlanden, ich hänge mich dran und kann sofort mit in die Kammer. Kurz darauf geht es auch schon wieder raus, in den Lekkanaal. Nach vier Kilometern drehe ich nach backbord ab um durch die Zuidersluis in den „Merwedekanaal benoorden de Lek“ zu fahren. Als ich die Schleuse sehe, zeigen die Lichter rot und ich mache mich auf eine Wartezeit gefasst. In dem kabbeligen Wasser, der Amsterdam-Rhein-Kanal verläuft ja unmittelbar hinter mir, nicht so toll. Aber was ist das, das Licht wechselt auf Grün und die Schleusentore gehen auf. In der Kammer sind drei Sportboote, mit dem Heck zu mir. Der Schleusenwärter hat freundlicherweise die Schleuse noch einmal geöffnet, damit ich noch mitkomme. Ich weiß, ich wiederhole mich hier zum xten mal, aber die Leute hier sind wirklich freundlich und super nett. Der Pegelunterschied beträgt nur wenige Zentimeter und die vorderen Tore gehen auf. Zwei Kilometer weiter fahre ich durch die offenstehende Schleuse in den Doorslag. Man ist das hier malerisch, steuerbord kleine Straßen und Häuser, backbord Wald und Wiese. Weitere zwei Kilometer und es geht unter einer Brücke hindurch rechtwinklig nach steuerbord in die Hollandse Ijssel.
Auf der werde ich nun einige Zeit unterwegs sein, durch Ijsselstein, Montfoort, Oudewater und Haastrecht bis nach Gouda. Auf dieser Strecke begegne ich doch tatsächlich noch dem „Holzschuh an der Angel“, bei einer der Brücken kostet die Brückenöffnung 2,50 €. In Haastrecht muss ich ein wenig warten, da die Brücken werktags nicht durchgängig bedient werden, es wird eine „Kaffeepause“ eingelegt. Da ich nun doch recht spät in Gouda eintreffen werde, rufe ich vorsorglich beim WVG Gouda wegen eines Liegeplatzes an, der mir auch zugesagt wird. Kurz vor Gouda fahre ich durch die Waaiersluis, eine kleine aber feine Schleuse. Auch hier sieht mich der Schleusenwärter schon von weitem und stellt mir die Lichter auf Grün, sodass ich ohne Zeitverzug einfahren kann. Der Wasserstandunterschied ist nur gering und ich kann zügig weiter. Nach vier Kilometern komme ich zu einer Schleuse ganz anderen Kalibers, die Julianasluis. Diese ist primär für die Berufsschifffahrt ausgelegt, also sehr groß. Außerdem gibt es hier eine nicht so schöne Besonderheit in der Schleusenkammer. Für die Dicken liegen an beiden Seiten der Kammer Holzbalken als Fender im Wasser. Diese schwimmen gerade eben an der Wasseroberfläche, so das selbst ganz abgelassene Fender kaum wirkungsvollen Schutz bieten, hier ist also Vorsicht geboten. Da ich alleine geschleust werde und dadurch kaum Bewegung im Wasser ist, macht das aber keine Probleme. Nachdem ich ausgefahren und auf dem Gouwekanaal in Richtung WVG Gouda unterwegs bin, fängt es an zu regnen und es blitzt und donnert auch hin und wieder. Als ich den Hafen in der Kromme Gouwe erreiche, hört es auf zu regnen. Die Hafenmeister weisen mir einen Platz zu und sind mir beim Anlegen behilflich, wie gesagt, alle super nett.
Nach dem die Formalitäten erledigt sind, frage ich sie nach einem guten Restaurant, der Tipp ist das BELVEDERE. Ich bekomme noch eine Beschreibung, wie ich zum Zentrum komme und mache mich auf den Weg. Es geht an den Grachten entlang bis zum großen Markt, das Restaurant finde ich sofort und nachdem ich gegessen habe muss ich sagen, der Tipp war super. Heute waren es, mit Wartezeit, ca. 10 Stunden am Ruder. Ich bin recht erschöpft und als ich wieder zurück auf dem Boot bin, gehe ich zügig schlafen.
Freitag, 07.07.2017
Heute mache ich einen Hafentag in Gouda, das heißt, ich stehe recht spät auf, gehe duschen, mache mir mein Frühstück und trinke in Ruhe ein, zwei Tassen Kaffee. Da so früh in den Städten noch nicht viel los ist, mache ich erst einmal klar Schiff. Kurz vor 11 gehe ich los, mir Gouda ansehen. Den Weg an den Grachten entlang kenne ich ja schon von gestern Abend.
Heute will ich mir den Marktplatz mit seinem wunderschönen Rathaus,
dem Gebäude "De Goudse Waag"
und den vielen Restaurants ansehen.
Das Rathaus ist natürlich auch für die Trauungen zuständig, aber gleich so viele an einem Tag? Ach ja, heute ist der 7.7.17, ein Hochzeitstag, den man (Mann) sich leicht merken kann. Außerdem ist es das perfekte Wetter zum Heiraten.
Wie ich sehe, kann man sich das ganze Geschehen auch von oben anschauen.
Ich setze mich in eines der Cafés und genieße die Zeit bei "Koffie met Appeltaart". Als es Abend wird gehe ich, wegen der guten Erfahrungen von Gestern, ins BELVEDERE und esse dort wieder vorzüglich. Als ich mich auf den Rückweg mache, ist es bereits dunkel. Aber die Straßen und Wege sind beleuchtet und bieten so einen anderen Anblick als am Tag. Am Boot angekommen, gehe ich sofort schlafen. Kurz nachdem ich eingeschlafen bin werde ich wach von dem allseits bekannten sirren der Mücken. Ich mache das Licht an und finde auf Anhieb drei, vier Mücken auf dem weißen Gelcoat. Die weitere Suche ergibt keine neuen "Funde". Kaum liege ich und habe das Licht gelöscht, geht es wieder los. Kurz gesagt, ich schlafe in dieser Nacht nur knapp 2 Stunden.
Samstag, 08.07.2017
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Da die Mücken weiter nerven, stehe ich um 6 Uhr auf, gehe duschen und mache mir mein Frühstück. Heute kommt mein Sohn mit seiner Freundin um mich auf der Fahrt nach Amsterdam zu begleiten. Sie wollen um 8 Uhr hier sein, damit wir pünktlich ablegen können und nicht so spät in Amsterdam ankommen, da die Beiden per Bahn wieder hierhin zurück fahren müssen, ihr Auto steht ja hier. Mein Sohn trifft kurz vor acht ein und wir legen recht pünktlich ab. Es geht raus aus dem Hafen nach steuerbord auf die Gouwe. Die kommenden Brücken sind für uns auch geschlossen hoch genug, so das wir ohne Verzögerung gut voran kommen. Die erste Brücke, bei der es spannend wird, ist die in Waddinxveen, sie ist geschlossen 2,50m hoch, Stuppi 2,45m. Ok, das ist einer der Gründe, warum mein Sohn mich begleitet, wir versuchen es. Er stellt sich so ins Heck, das er über das Cockpitdach peilen kann während ich extrem langsam und vorsichtig an die geschlossene Brücke heran fahre. Meine Frage, passt es, wird bejaht. Somit fahren wir darunter durch und alles geht gut.
Die gleiche Prozedur wiederholen wir in Boskoop und Alphen aan den Rijn. Hier kreuzen wir den Oude Rijn und fahren auf dem Aarkanaal weiter bis zur Tolhuissluis. Der Schleusenvorgang läuft problemlos und wir fahren weiter auf dem Amstel-Drechtkanaal. Kurz nach Uithoorn geht es weiter auf der Amstel. Nachdem wir die Utrechtsebrug passiert haben, beginnt der spannende Teil der Fahrt, wir fahren durch die Grachten von Amsterdam. Zunächst weiter auf der Amstel unter der Berlagebrug, der Nieuwe Amstelbrug und der Torontobrug hindurch, durch die Hogesluis und Amstelsluis, unter der Magerebrug und Blauwebrug durch nach steuerbord in Richtung Oudeschans. Die Brücken hier und die Sint Antoniesluis sind von der Höhe und Breite ok aber das Verkehrsaufkommen ist unbeschreiblich. Jeder will zuerst und alle fahren fast auf „Tuchfühlung“, ich muss höllisch aufpassen. Aber wir erreichen das Oosterdok ohne Schäden und gehen sofort durch den Oosterdoksdoorgang auf die IJ. Hier quere ich das Fahrwasser und falle nach backbord ab in Richtung Amsterdam Marina. Dort angekommen, lege ich in einer freien Box an und wir melden uns beim Hafenmeister. Leider ist der Platz nicht wirklich frei und ich muss noch einmal ablegen um zu meinem endgültigen Liegeplatz zu fahren.
Dort machen wir das Boot fest und ich bringe meinen Sohn und seine Freundin mit der Fähre zum Bahnhof. Zeitlich perfekt, wir kaufen die Fahrkarte und 10 Minuten später fährt der Zug bereits los. Das war ein wirklich schöner Tag. In der Bahnhofshalle sehe ich eine Apotheke und kaufe dort ein Mittel gegen Mücken. Diese Nacht möchte ich in Ruhe schlafen. Zurück auf dem Boot mache ich noch klar Schiff und lege mich kurz hin, da es für ein Abendessen noch zu früh ist. Gegen 22 Uhr wache ich auf, nun ist es für ein Abendessen allerdings zu spät. So esse ich von meinen eigenen Vorräten und lege mich dann wieder hin. Dank des gekauften Antimücken-Mittels schlafe ich tief und fest durch.
Sonntag, 09.07.2017
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Kurz vor 6 Uhr und ich bin wach. Das Wetter sieht gut aus, die Sonne scheint, kaum Wolken am Himmel und kein Wind. Ich gehe duschen und mache mir anschließend mein Müsli und meinen Kaffee. Um 7:30 Uhr heißt es „Leinen los“, denn meine heutige Etappe ist sportlich, knapp 110 Kilometer bis nach Blokzijl. Erst einmal geht es recht gemütlich durch den Amsterdamer Hafen Richtung Oranjesluizen. Dort angekommen kann ich sofort mit dem vor mir fahrenden Segler in die Kammer. Der Fall beträgt nur wenige Zentimeter und wir können ausfahren. Bei der kurz dahinter liegenden Brücke bin ich klar im Vorteil, ich kann bei geschlossener Brücke durch, der Segler muss auf die Öffnung warten. Da das Wasser im Markermeer völlig ruhig ist, kann ich hier schnell fahren, so das ich bereits kurz nach 10 Uhr an den Houtribsluizen bin. Auch hier keine Wartezeit. Es geht nach der Schleuse erst Richtung Ketelbrug,
dann Richtung Schokkerhaven, alles in Gleitfahrt. Gegen halb zwölf fahre ich in das Ramsdiep ein, hier ist Schluss mit dem schnellen Ritt. Ich fahre durch das Zwarte Meer und gehe am Ende backbord in den Vollenhover Kanaal. Bevor ich in den Haven de Kolk einfahre, geht es durch die offenstehende Schutzschleuse. Im Hafen selbst ist es mächtig voll, es ist ja auch schon 16:30 Uhr. Nach einigem Suchen finde ich einen schönen Platz fast am Ende der Noorderkade. Ich lege an, wobei mir die freundlichen Nachbarn behilflich sind. Mein erster Eindruck von dem Hafen, toll.
Ich frage meinen Stegnachbarn nach dem Hafenmeister, der kommt in dem Moment eh gerade rum, so das ich die Formalitäten sofort erledigen kann. Auch hier sehr zuvorkommend, freundlich und nett. Ich mache mich stadtfein und gehe auf Erkundungstour. Zuerst einmal zu den Sanitäranlagen, die in einer Seitenstraße nahe der Kirche in einem historischen Gebäude innerhalb der Häuserzeile liegen. Ist man aber durch die Eingangstür, so tut sich ein super moderner und sehr gepflegter Sanitärbereich auf. Es gibt hier Toiletten, Duschen, Waschplätze für Geschirr und auch Waschmaschine und Wäschetrockner. Der Zugang, sowie alles was Geld kostet, wird hier mit der Jachthavenbetaalkaart erledigt. Die kann man beim Hafenmeister bekommen, sofern man noch keine hat. Aufladen kann man diese an einem Automaten im Vorraum zu den Toiletten. Ach ja, wer Müll entsorgen möchte, braucht dafür eine Münze, die man ebenfalls beim Hafenmeister bekommt. Strom und Wasser gibt es an den Stegen, hier wird mit Euromünzen gezahlt. Rund um den Hafen steht ein Restaurant neben dem anderen und bedingt durch das gute Wetter sind die Außenterrassen alle gut besucht. Ich finde einen schönen schattigen Platz im Restaurant „Sluiszicht“ und trinke mein Anlegebier.
Da ich hier wirklich gemütlich sitze und mir dabei das Treiben in der Schleuse anschauen kann,
esse ich auch gleich zu Abend. Ich bestelle mir den „Maaltijd Pannenkoek“, man o man ist der lecker.
Langsam schlägt die Müdigkeit durch und ich mache mich auf den Weg zurück zum Boot. Dort angekommen höre ich von Ferne laute Musik, mein erster Gedanke, ein Stadtfest oder ähnliches. Die Musik kommt aber immer näher und wenige Augenblicke später fährt ein großes Partyboot durch die Schutzschleuse in den Hafen. Die Stimmung auf dem Kahn ist wirklich gut und die Live-Band gibt alles. Das Schiff dreht im Hafen einige Pirouetten und setzt seine Fahrt dann durch die Sluis Blokzijl fort.
Morgen geht es zwar erst gegen 14 Uhr weiter, da ich auf Dieter warte, der den Rest der Tour mitfahren wird, aber ich habe die nötige Bettschwere und lege mich zeitig schlafen.
Montag, 10.07.2017
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Kurz nach 6 Uhr, die Sonne lacht und ich bin ausgeruht. Ich gehe erst einmal ausgiebig duschen, danach dann Müsli und Kaffee. Da Dieter mit dem Bus erst um 13:30 Uhr ankommt, gehe ich zu der nahe gelegenen Tankstelle und frage die freundliche Dame, ob sie einen Bollerwagen oder ähnliches für mich hat. Hat sie, also hole ich meine beiden Kanister, tanke die voll und fahre dann mit dem Wagen zum Boot. Dort lade ich die Kanister aus und bringe erst einmal den Bollerwagen zurück. Ich frage, ob sie etwas für das Ausleihen bekommt, „...aber nein, das ist schon ok so...“ ist die Antwort. Nun habe ich wieder 50 Liter Benzin mehr im Tank. Ich mache noch einmal klar Schiff und gehe rechtzeitig zur Bushaltestelle um Dieter abzuholen. Zurück auf dem Boot verstauen wir sein Gepäck und machen dann die Leinen los. Wir fahren bis zum Wartesteg der Schleuse und legen an. Die Kammer geht kurz danach auf und nachdem die Boote ausgefahren sind, können wir rein. Wir sind das einzige Boot und die Schleusung klappt ohne Probleme. Nach der Schleuse folgt eine Brücke, die für uns hoch geklappt wird und wir können den Ort verlassen. Die folgende Strecke ist landschaftlich sehr schön. Wir fahren zunächst Richtung Giethoornsche Meer, dann nach Norden über Riete, Wetering, Heuven- und Kahlenbergergracht bis zum Jachthaven de Kluft. Hier werden wir bis Mittwoch bleiben. Wir haben gerade festgemacht,
da kommt auch schon der Hafenmeister vorbei, prima, so kann ich die Formalitäten gleich erledigen. Wir bekommen einen Lageplan
und noch einige zusätzliche Informationen zur Anlage. Wir würden beide gerne ein Bier trinken und machen uns deshalb auf zu dem Restaurant. Auf dem Weg dorthin sehen wir uns noch die Sanitäranlagen an, sehr geräumig, gut ausgestattet und sauber. Für die Dusche benötigt man 50 Cent-Stücke, wenn man kein Schnellduscher ist, deren zwei. Da das Wetter schön ist, suchen wir uns einen Platz im Biergarten des Restaurants und unterhalten uns angeregt so das die Zeit schnell vergeht. Da wir schon mal hier sind, essen wir auch gleich zu Abend. Die Karte ist nicht sehr groß, was ein gutes Zeichen ist, auch das die Bestellung eine Weile braucht deutet darauf hin, das hier doch vieles frisch zubereitet wird. Kurz gesagt, das Essen ist lecker. Im Anschluss trinken wir noch ein oder zwei Bierchen und machen uns dann auf den Weg zurück zum Boot. Rechtschaffen müde gehen wir alsbald in die Kojen.
Dienstag, 11.07.2017
Gegen halb sieben stehen wir auf. Wie immer, wenn wir zu zweit auf dem Boot sind, geht einer duschen, während der andere in der Zeit das Boot klar macht. Geht der andere duschen wird in dieser Zeit das Frühstück, hier Müsli und Kaffee vorbereitet, dann wird gemeinsam gefrühstückt. Heute gibt es eine Premiere, das Beiboot kommt erstmals inklusive dem 2,5 PS Außenbordmotor zum Einsatz.
Wir wollen damit durch die kleinen Kanäle des „Nationaal Park Weerribben-Wieden“ fahren. Die Brücken sind dabei so niedrig, das wir uns selbst im Schlauchi flach hinlegen müssen.
Die Fahrt ist echt super, völlig ruhiges Wasser, viele Wasserläufer und anderes Gekrabbel, Seerosen und rechts und links unendlich viel Schilf. Das Wetter ist perfekt, warm aber keine pralle Sonne. Die Videos und Fotos geben einen kleinen Eindruck von der Tour.
Nach etwa 3 Stunden sehen wir vor uns eine Kanu das von Kindern gefahren wird. Der Junge versucht das Kanu auf Kurs zu halten, was ihm aber nicht gelingt, da er alleine paddelt. Alle paar Meter stößt er ans Ufer und muss sich wieder abstoßen. Ich verlangsame das Tempo, um die Kidies wegen der Heckwelle nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Der Kanal ist hier sehr eng und als wir nah aneinander vorbei fahren, spricht uns eines der Mädchen an. Da sie natürlich niederländisch spricht, verstehe ich nicht sofort, was sie möchte. Ich frage auf englisch nach und sie macht uns in einer Mischung aus englisch und niederländisch klar, das sie wohl gerne in Schlepp genommen werden möchten. Wenn ich mir die Lütten so betrachte, die sehen schon recht erschöpft aus. Natürlich helfen wir. Ich sehe eine Leine im Bug des Kanu und bitte Dieter diese mit der Hand zu halten. Dann gebe ich langsam Gas. Der Motor hat eine Fliehkraftkupplung und mit dem zusätzlichen Gewicht durch das Kanu muss ich etwas mehr aufdrehen um in Fahrt zu kommen. Dadurch setzt die Kupplung härter ein und am Anfang ist die Fahrt ein wenig unruhig. Aber nach einiger Zeit spielt sich das alles ein und wir können die Kleinen mit ihrem Kanu bis zum Anleger mitnehmen. Wir verabschieden uns und fahren dann über den kleinen See in Richtung der Bootsliegeplätze zu unserem Boot. Dort angekommen, machen wir das Schlauchi fest und beschließen, uns Fahrräder zu leihen und damit ein wenig die Gegend zu erkunden. Wir radeln unter anderem an den Kanälen entlang, über die wir auch mit Stuppi oder dem Schlauchi gefahren sind. In einem kleinen Örtchen machen wir Rast, setzen uns vor eine urige Kneipe und trinken ein kühles Blondes. Als wir zurück an der Verleihstation sind und die Fahrräder abgegeben haben, essen wir in dem nebenan gelegenen Restaurant de Kluft zu Abend. Wir sitzen noch lange hier und unterhalten uns angeregt. Zurück am Boot beginnt es zu regnen. Trotzdem müssen wir das Schlauchi an Stuppi festmachen, schließlich soll es morgen auf dem Weg nach Zwolle in Schlepp genommen werden. Nach kurzer Zeit ist alles erledigt und wir können in die Kojen.
Mittwoch, 12.07.2017
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Es hat die ganze Nacht über kräftig geregnet und auch als wir aufstehen hat es noch nicht aufgehört.
Wir frühstücken, gehen duschen und machen uns dann auf den Weg. Heute geht es über Kahlenbergergracht, Giethoornsche Meer, Walengracht, Beulaker- und Belterwijde, Beukersgracht, Meppelerdiep und Zwarte Water nach Zwolle. Es weht ein ordentlicher Wind, der auf den weiten und nicht sehr tiefen Gewässern für ordentliche Wellen sorgt.
Als wir durch die Schleuse zum Meppeler Diep fahren, ist das Wetter wieder freundlich. Das Schlauchi ist komplett nass und wir beschließen schon in Zwartsluis zu übernachten. Zum einen können wir hier das Schlauchboot gut aus dem Wasser holen und an Land trocknen bevor wir es wieder zusammenrollen, zum anderen ist das Restaurant hier in der Marina Kranerweerd sehr gut und des weiteren gibt es hier eine Bootstankstelle, was uns einen Stopp am letzten Tag unserer Reise spart. Gesagt, getan, wir legen an und erledigen im Hafenmeisterbüro die Formalitäten.
Danach holen wir das Schlauchboot aus dem Wasser und binden es hochkant an eine Säule, damit das Wasser gut abfließen kann. Anschließend gehen wir zu Fuß in den Ort, der recht nett ist, aber ohne besondere Highlights. Zurück in der Marina gehen wir am Abend sehr gut essen. Bevor wir in die Kojen gehen rollen wir noch das Schlauchboot zusammen und verstauen den Außenbordmotor an Board.
Donnerstag, 13.07.2017
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Nachdem wir aufgestanden sind und gefrühstückt haben, legen wir ab und ein paar Meter weiter an der Tankstelle wieder an. Diese Tankstelle funktioniert mit PIN-Card und ist 24/7 nutzbar. Nun ist der Tank wieder voll und wir fahren in Richtung der Meppelerdiep Kehrsluis. Die wurde modernisiert und die Brücke deutlich höher gelegt. Da die Schleuse, wie fast immer, offen steht und die Brücke für uns auch geschlossen hoch genug ist, fahren wir ungehindert auf das Zwarte Water in Richtung Zwolle. Auf den Abschnitten ohne Tempolimit geben wir nun auch richtig Gas, so sind wir recht schnell an der Spooldersluis. Wir sehen von weitem das grüne Licht und auch schon einige Sportboote in der Kammer. Der Schleusenwärter ist nett und wartet bis wir die Kammer erreichen und schließt erst dann die Tore. Besser konnte es nicht laufen, keinerlei Zeitverlust durch die Schleusen. Von nun an gibt es weder Brücken, die für uns geöffnet werden müssen, noch Schleusen, die es zu passieren gilt. Also, raus aus der Kammer, nach backbord zu Berg unserem heutigen Ziel, dem Vispoorthaven in Zutphen, entgegen. Wir geben auch hier auf den Teilstrecken, auf denen es erlaubt ist, Vollgas und sind um 14:30 Uhr am Ziel. In der Einfahrt zum Hafen wird es ein wenig kompliziert. Wir laufen nach einer doch recht beachtlichen Yacht ein und müssen in der Einfahrt aufstoppen. Der Grund dafür ist, das die vor uns fahrende Yacht direkt vor dem Meldesteg ein Wendemanöver hinlegt. Damit hatte ich nicht gerechnet und wir müssen in der engen Zufahrt die Mitte halten. Nachdem die Yacht dann am Meldesteiger angelegt hat, ruft uns der Hafenmeister. Also fahren wir näher an den nun belegten Meldesteg heran. "Wie breit seid ihr?" will er wissen, "...mit Fender 3 Meter" ist unsere Antwort. "Dann nehmt den Platz 3 und bitte rückwärts einparken" lautet seine Anweisung. Ich bin ja nun schon das dritte mal hier und kenne die Zählweise, außerdem lag ich beim ersten Besuch am Platz daneben. Diesmal allerdings habe ich den Fingersteg auf meiner Schokoladenseite und einen Mitfahrer der mir hilft. Das Einparken ist trotzdem noch schwierig, klappt aber ohne Probleme. Wir machen Stuppi ordentlich fest und ich erledige die Formalitäten beim Hafenmeister.
Der erklärt mir dann auch die merkwürdige Situation mit der Yacht am Meldesteg. Dort fährt ein Familienmitglied mit, das auf den Rollstuhl angewiesen ist. Die Yacht hat eine hydraulisch höhenverstellbare Badeplattform, so das der Rollstuhlfahrer von der Plicht nach unter auf Höhe des Steges abgesenkt werden und dann über eine ausfahrbare Brücke auf den Steg fahren kann. Dafür muss der Steg natürlich eine gewisse Breite haben und da sind die Fingerstege definitiv zu schmal. Schon erstaunlich, was es alles gibt. Dieter hat sich schon stadtfein gemacht, ich ziehe mich auch schnell um und wir machen uns auf den Weg in die hübsche Stadt.
Wie gesagt, ich war schon zwei mal hier und kenne mich ein wenig aus. In einem netten Café trinken wir einen Kaffee. Als es Abend wird, kehren wir in einem Restaurant ein und essen dort sehr gut. Die üblichen Bierchen zum Tagesausklang trinken wir aber in einer Kneipe, die ich von den vorherigen Besuchen kenne. Dort sitzt man sowohl draußen als auch drinnen sehr gemütlich und die Bedienung ist nett und zuvorkommend. Spät ist es als wir wieder am Boot sind und wir gehen auch sofort in die Kojen.
Freitag, 14.07.2017
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Wir stehen heute nicht so früh auf, es ist ja unser letzter Tag. Das Wetter ist super, die Sonne scheint, kein Wind und eine angenehme Temperatur. Duschen, frühstücken, ganz gemütlich die Leinen los und wir sind unterwegs. Die Fahrt ist angenehm und schnell, wir haben ja keine Wellen, auch nicht als wir von der Gelderse IJssel auf den Pannerdensch Kanaal und dann auf den Rhein wechseln. Wir können überall wo es erlaubt ist, wirklich schnell fahren. Deshalb sind wir schon kurz nach dem Mittag wieder im Yachthaven Emmerich. Wir legen an
und werden nett begrüßt.
Dieter wird von seiner Frau abgeholt, also, große Verabschiedung. Es war wieder schön und völlig unkompliziert mit Dieter zu fahren. Ich hoffe wir werden noch die eine oder andere Tour zusammen machen. Nachdem ich in Ruhe klar Schiff gemacht und alles ins Auto gebracht habe, was wieder mit nach Hause soll, mache ich mich auch auf den Weg Richtung Heimat.
Fazit:
Es waren rund 500 Kilometer mit 15 Schleusen. Der Start war mehr als holperig, wegen des Defektes. Aber es hat mir etwas wichtiges gezeigt, die akribische Vorbereitung einer solchen Tour zahlt sich aus, die kritische Situation konnte ich so ganz gut beherrschen. Ich hatte an unterschiedlichen Tagen nette Begleitung, meine Frau, mein Sohn mit seiner Freundin und natürlich Dieter. Zum ersten mal habe ich Hafentage eingeplant, sehr schön aber ich bin mir noch nicht sicher, ob das so mein Ding ist. Mir geht es ja primär ums fahren mit dem Boot. Zu der Freundlichkeit und der Hilfsbereitschaft der Niederländer, da wiederhole ich mich jedes Jahr, einfach toll. Alles in allem wieder eine super schöne Tour, völliges Abschalten vom Alltag und wie immer viel zu kurz.
Emmerich - Arnheim - Wijk bij Duurstede - Hollandsche Ijssel - Gouda - Amsterdam - Blokzijl - Ossenzijl - Zwartsluis - Zutphen - Emmerich
Die Tour als GPS-Track
Die komplette Tour als GIF-Animation
Montag, 03.07.2017
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Meine Frau und ich müssen früh aufstehen, da wir bis nach Emmerich ca. 1,5 Stunden mit dem Auto unterwegs sind. Wir haben geplant um 9 Uhr abzulegen, aber wie das so ist mit einer Planung, es ist dann doch kurz vor 10 Uhr als wir die Leinen losmachen um nach Utrecht, unserem heutigen Ziel, aufzubrechen. Im letzten Jahr bin ich die Strecke mit Dieter gefahren, bei deutlich schlechterem Wetter, es hatte oft geregnet. Allerdings führte der Rhein soviel Wasser, das wir durch die offenen Wehre fahren konnten, das spart Zeit. Heute ist es trocken, warm, sonnig und der Rhein führt recht wenig Wasser. Also, nachdem wir vom Rhein in den Pannerdenschkanal und dann in den Neder Rhein abgebogen sind kommen wir kurz nach Arnheim an die erste Schleuse, Driel. Für meine Frau das erste mal auf Deck beim Schleusen, aber sie bekommt das gut hin. Auf Grund das Windes und einer eigenartig starken Strömung in der Schleusenkammer, da wird doch wohl ein Großer nicht seine Schraube laufen lassen, helfe ich beim Halten das Bootes lieber mit. Nach ca. 3 Meter Fall ist es auch schon geschafft, wir laufen als letzte aus der Kammer. Bis zur nächsten Schleuse, Amerongen, ist es doch ein langes Stück und meine Frau macht es sich gemütlich. Auch in Amerongen keine Probleme beim Schleusen. Da wir ja später abgefahren sind als geplant und wir durch die Schleusen zusätzlich Zeit verloren haben, beschließen wir nach Amerongen durch die Prinzess Irenesluis in den Amsterdam-Rhein-Kanal zu fahren. Nach Ansprache der Schleuse über Funk bekommen wir auch gleich die Order in die backbord-Kammer zu fahren. Also machen wir uns auf den Weg. Kurz bevor wir in die Kammer einfahren, kommt die Schleuse noch einmal über Funk: "Das Sportboot aus Deutschland bitte so weit wie möglich durchlaufen, da kommt ein Frachter mit gefährlicher Ladung, der soll noch mit, bitte Abstand halten". Ok, machen wir wie gewünscht und nachdem der mit der besonderen Ladung auch drin ist, geht es auch schon los, die Sirene als Zeichen der Wasserstandsänderung. Wie in den Schleusen vorher auch, fällt uns hier eine Unart der Großen auf. Der Propeller bleibt an, auch wenn zwei oder drei Leinen gelegt wurden, schließlich muss ja jemand das Wasser in der Kammer mal richtig durch mischen. Nun gut, wir sind hier Gäste, also lassen wir das über uns ergehen. Nachdem der Schleusenvorgang beendet ist, beginnt die Ausfahrt der Dicken. Als der vor mir los will, wundere ich mich etwas, da er, nachdem er die Heckleine gelöst hat, recht beherzt den Hebel nach vorne bewegt. Es ist halt eine gute Idee, auch die Bugleine zu lösen, es fährt sich dann halt einfacher. Er bemerkt schließlich seinen Fehler und nachdem der behoben ist, geht es nun auch für ihn raus. Wir fahren als vorletztes Fahrzeug aus und werden von dem Frachter mit der gefährlichen Ladung überholt. Das erweist sich kurze Zeit später als absoluter Glücksfall.
So etwa 300 bis 400 Meter nach der Schleuse, meine Frau ist am Ruder, denke ich, wo fährt sie hin, direkt auf die Spundwand los. "backbord, mehr backbord" rufe ich, "geht nicht, reagiert nicht" ist die Antwort. Ich springe hinzu, knalle den Rückwärtsgang rein und kann verhindern, das wir unliebsame Bekanntschaft mit der Wand machen. Aber meine Frau hat Recht, die Lenkung ist tot, das Ruder lässt sich endlos in die gleiche Richtung drehen, ohne das der Motor sich auch nur ansatzweise bewegt. Im Moment ist kein anderes Schiff in der Nähe, so halte ich mit Vorwärts-/Rückwärtsfahren Stuppi etwa in der Kanalmitte. Per Funk rufe ich auf dem Blockkanal den Verkehrsposten, erkläre ihm die Situation und bitte ihn um Hilfe. Die schicken mir ein Arbeitsboot, das an der anderen Kammer zu tun hat um mich abzuschleppen. Wenige Minuten später trifft das Boot ein und nimmt mich an den Haken. Wir vereinbaren Kanal 15 zwecks interner Kommunikation. Da mein Motor ja einwandfrei funktioniert, kann ich leicht verhindern, das ich auflaufe, indem meine Maschine kleine Fahrt rückwärts läuft. Geplant ist, mich an den Wartesteg für die Berufsschifffahrt zu bringen. Dieser Plan wird verworfen und wir schleusen im Päckchen mit zwei anderen Fahrzeugen zurück auf den Neder Rhein. Hier kann ich hinter die Profiwartestege, dort ist es ruhiger, sicherer und es gibt einen Landgang, über den der Mechaniker zu mir gelangen kann. Die Schleuse hat mir eine Telefonnummer gegeben, die ich während der Wartezeit angerufen habe. Ich habe dem Mechaniker der Scheepswerf Pisano den Fall geschildert und er verspricht zu kommen um zu sehen, was zu machen ist. Als wir hinter das Bollwerk fahren, sehe ich den Mechaniker auch schon. Mein Schlepper verabschiedet sich, nachdem ich ihn für seien Dienste bezahlt habe. Der Mechaniker füllt zuerst einmal Öl auf und schaut dann am Motor, während ich das Ruder bewege. Schnell wird klar, der Hydraulikschlauch hat ein Leck, das Öl spritzt nur so heraus. Klar ist auch, das lässt sich nicht hier vor Ort reparieren. Ich überlege noch, wie wir denn in die kleine Werft des Mechanikers kommen sollen, die liegt so ca. 3 km den Neder Rhein bergan. „Ganz einfach, ich koppel den Hydraulikantrieb vom Motor ab, setze mich daneben, du gibst Gas und ich bewege den Motor von Hand“. Das ist abenteuerlich, besonders bei dem hier herrschenden Verkehrsaufkommen, aber es funktioniert. Gegen 20:30 Uhr legen wir am Werkstattanleger an und bekommen einen Schlüssel, damit wir das Gelände jederzeit verlassen und betreten können. Leider hat er für morgen schon einen Auswärtstermin, so vereinbaren wir für den übernächsten Tag die Reparatur. Gut, dann erst einmal überlegt, wie es mit der Urlaubsfahrt weitergeht. Die Entscheidung wird vereinfacht, da meine Frau einen Anruf von ihrer Firma bekommt und möglichst schnell zurück kommen soll. Wir gehen in dem nahe gelegenen Lokal noch nett essen und danach in die Kojen.
Dienstag, 04.07.2017
Heute fahren wir mit dem Bus nach Utrecht, den Koffer meiner Frau nehmen wir mit und deponieren ihn im Bahnhof in einem Schließfach. Wir schauen uns die Stadt an, auch den Teil des Catharijnesingel, zu dem wir eigentlich wollten.
Hier hatte ich letztes Jahr auch gelegen, allerdings bei deutlich schlechterem Wetter. Entlang der Oude Gracht geht es zurück Richtung Bahnhof, der Zug geht um 17 Uhr.
Auf dem Weg gehen wir nett Kaffee trinken und besuchen natürlich auch den Dom.
Bevor ich mich mit dem Bus der Linie 41 auf den Rückweg nach Wijk bij Duurstede mache, bringe ich meine Frau an den Zug. In Wijk bij Duurstede angekommen setze ich mich noch eine Zeit ins Het Terras, trinke etwas und schaue über den Hafen. Nicht weit entfernt sieht man die Mühle.
Kurz danach bin ich in der Koje.
Mittwoch, 05.07.2017
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Ich bin schon um 6 Uhr wach, mache mir mein Frühstück und trinke den obligatorischen Kaffee. Der Monteur will so gegen 9 Uhr kommen. Also beginne ich schon einmal damit, Platz zum arbeiten zu schaffen. Dazu baue ich die mittlere Sektion aus der Heckbank aus, demontiere die Schranktüren incl. des Mittelpfostens, räume den Schrank leer, schraube die Blende hinter dem Armaturenbrett ab und öffne alle Inspektionsluken.
So vorbereitet fangen wir kurz nach 9 Uhr an, den Hydraulikschlauch auszubauen. Das dauert alles in allem eine gute Stunde. Der Monteur fährt nun los, einen neuen Schlauch machen zu lassen. Dieser soll 50 cm länger werden als der alte, damit die Schlaufe am Motor anders herum gelegt werden kann um ein erneutes durchscheuern zu verhindern. Für den Einbau brauchen wir doch gut zwei Stunden, aber dann ist es geschafft. Jetzt noch Hydrauliköl auffüllen und entlüften, fertig. Es ist mittlerweile 14 Uhr aber ich bin froh, das wieder alles funktioniert. Natürlich könnte ich nun noch nach Rotterdam fahren, was zeitlich allerdings nur über den Lek möglich wäre. Hier hätte ich keine Schleusen, keine Brücken, die geöffnet werden müssten und ich könnte „den Hebel auf den Tisch legen“. Ich möchte aber gerne über die Hollandsche Ijssel nach Gouda fahren, was aber einen ganzen Tag dauern wird. Außerdem bin ich völlig verschwitzt, es ist im Boot gut 32 Grad warm und ich brauche dringend eine Dusche. So entschließe ich mich, in den nebenan gelegenen WSV Rijn en Lek zu fahren um dort zu übernachten.
Um es gleich vorweg zu nehmen, ich habe selten einen so gut geführten, sauberen Yachthafen gesehen wie diesen. Der Meldesteiger ist deutlich gekennzeichnet, so das ich sofort weiß, wo ich zuerst einmal hin muss.
Während ich den Steiger ansteuere, kommt der Hafenmeister an den Steg und ist mir beim Anlegen behilflich. „Ich habe gesehen, Du bist alleine, dann helfe ich Dir besser“. Nach einer kurzen Begrüßung gehe ich mit ihm in sein Büro um die Formalitäten zu erledigen. Er zeigt mir auf einem Lageplan des Hafens meinen Platz für die Nacht. Ich lege also ab und fahre das kurze Stück zu dem zugewiesenen Anleger. Der Hafenmeister lässt es sich nicht nehmen, mir auch hier wieder behilflich zu sein. Ich bedanke mich dafür, mache Stuppi für die Nacht fest und schließe den Strom an. Dann gehe ich erst einmal ausgiebig duschen, was für eine Wohltat. Nachdem ich geduscht und frische „Klamotten“ angezogen habe, genehmige ich mir in der kleinen Kneipe ein, zwei Bierchen. Ich mache von dem Angebot des Hafens Gebrauch, mir ein Fahrrad auszuleihen und radel in die Stadt. Außer meinem Müsli heute morgen habe ich noch nichts gegessen. Wijk bij Duurstede ist ein wirklich netter und gemütlicher Ort, ich finde schnell ein hübsches Restaurant (La Siciliana) und nehme draußen Platz. Es ist immer noch recht warm, aber auf Grund des stetig leichten Windes sehr gut auszuhalten. Während des Essens komme ich mit den Herrschaften an den Nachbartischen ins Gespräch. Zu meiner Linken ein junges Paar aus Saarbrücken, das mit dem Fahrrad von Bonn bis hierher gefahren ist. Sie wollen weiter nach Rotterdam und dann an der Küste gen Norden. An meiner rechten Seite sitzt ein Paar, er Niederländer, sie aus Köln. Wir unterhalten uns lange und angeregt über alle möglichen Themen. Leider ist der Abend dann irgendwann doch zu Ende und ich mache mich auf den Weg zurück zum Boot. Erschöpft gehe ich in die Koje, morgen will ich früh los.
Donnerstag, 06.07.2017
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Bevor der Wecker um 6 Uhr klingelt, bin ich wach. Was für eine schöne, friedliche Stimmung.
Meine ursprüngliche Planung hat für heute einen Hafentag in Rotterdam vorgesehen und morgen dann die Fahrt nach Gouda. Ich beschließe, schon heute nach Gouda zu fahren und morgen dort einen Hafentag einzulegen. Also erst einmal geduscht, dann gefrühstückt, die große Kanne mit Tee gefüllt und um 6:30 Uhr die Leinen los. Das Wetter könnte besser nicht sein, fast wolkenloser Himmel, so gut wie kein Wind und dementsprechend völlig glattes Wasser. Nachdem ich aus dem Hafen bin und die Kreuzung des Amsterdam-Rhein-Kanals passiert habe, kann ich den „Hebel auf den Tisch legen“. Nach kurzer Zeit erreiche ich die Schleuse Hagestein. Ein Anruf per Funk und ich gehe an den Wartesteg, die Kammer kommt gerade mit ein paar Sportbooten hoch. 20 Minuten später kann ich einfahren und es geht abwärts. Letztes Jahr bin ich anschließend durch die Prinses Beatrixsluis weiter nach Utrecht gefahren. Da ich heute in den Doorslag möchte, bietet sich die Fahrt durch die Koninginnensluis an. Als ich an der Schleuse ankomme, ist diese außer Betrieb, der Wasserstand im Lek ist zu niedrig. Also das kurze Stück zurück und doch durch die große Schleuse. Vor mir fahren zwei Boote aus den Niederlanden, ich hänge mich dran und kann sofort mit in die Kammer. Kurz darauf geht es auch schon wieder raus, in den Lekkanaal. Nach vier Kilometern drehe ich nach backbord ab um durch die Zuidersluis in den „Merwedekanaal benoorden de Lek“ zu fahren. Als ich die Schleuse sehe, zeigen die Lichter rot und ich mache mich auf eine Wartezeit gefasst. In dem kabbeligen Wasser, der Amsterdam-Rhein-Kanal verläuft ja unmittelbar hinter mir, nicht so toll. Aber was ist das, das Licht wechselt auf Grün und die Schleusentore gehen auf. In der Kammer sind drei Sportboote, mit dem Heck zu mir. Der Schleusenwärter hat freundlicherweise die Schleuse noch einmal geöffnet, damit ich noch mitkomme. Ich weiß, ich wiederhole mich hier zum xten mal, aber die Leute hier sind wirklich freundlich und super nett. Der Pegelunterschied beträgt nur wenige Zentimeter und die vorderen Tore gehen auf. Zwei Kilometer weiter fahre ich durch die offenstehende Schleuse in den Doorslag. Man ist das hier malerisch, steuerbord kleine Straßen und Häuser, backbord Wald und Wiese. Weitere zwei Kilometer und es geht unter einer Brücke hindurch rechtwinklig nach steuerbord in die Hollandse Ijssel.
Auf der werde ich nun einige Zeit unterwegs sein, durch Ijsselstein, Montfoort, Oudewater und Haastrecht bis nach Gouda. Auf dieser Strecke begegne ich doch tatsächlich noch dem „Holzschuh an der Angel“, bei einer der Brücken kostet die Brückenöffnung 2,50 €. In Haastrecht muss ich ein wenig warten, da die Brücken werktags nicht durchgängig bedient werden, es wird eine „Kaffeepause“ eingelegt. Da ich nun doch recht spät in Gouda eintreffen werde, rufe ich vorsorglich beim WVG Gouda wegen eines Liegeplatzes an, der mir auch zugesagt wird. Kurz vor Gouda fahre ich durch die Waaiersluis, eine kleine aber feine Schleuse. Auch hier sieht mich der Schleusenwärter schon von weitem und stellt mir die Lichter auf Grün, sodass ich ohne Zeitverzug einfahren kann. Der Wasserstandunterschied ist nur gering und ich kann zügig weiter. Nach vier Kilometern komme ich zu einer Schleuse ganz anderen Kalibers, die Julianasluis. Diese ist primär für die Berufsschifffahrt ausgelegt, also sehr groß. Außerdem gibt es hier eine nicht so schöne Besonderheit in der Schleusenkammer. Für die Dicken liegen an beiden Seiten der Kammer Holzbalken als Fender im Wasser. Diese schwimmen gerade eben an der Wasseroberfläche, so das selbst ganz abgelassene Fender kaum wirkungsvollen Schutz bieten, hier ist also Vorsicht geboten. Da ich alleine geschleust werde und dadurch kaum Bewegung im Wasser ist, macht das aber keine Probleme. Nachdem ich ausgefahren und auf dem Gouwekanaal in Richtung WVG Gouda unterwegs bin, fängt es an zu regnen und es blitzt und donnert auch hin und wieder. Als ich den Hafen in der Kromme Gouwe erreiche, hört es auf zu regnen. Die Hafenmeister weisen mir einen Platz zu und sind mir beim Anlegen behilflich, wie gesagt, alle super nett.
Nach dem die Formalitäten erledigt sind, frage ich sie nach einem guten Restaurant, der Tipp ist das BELVEDERE. Ich bekomme noch eine Beschreibung, wie ich zum Zentrum komme und mache mich auf den Weg. Es geht an den Grachten entlang bis zum großen Markt, das Restaurant finde ich sofort und nachdem ich gegessen habe muss ich sagen, der Tipp war super. Heute waren es, mit Wartezeit, ca. 10 Stunden am Ruder. Ich bin recht erschöpft und als ich wieder zurück auf dem Boot bin, gehe ich zügig schlafen.
Freitag, 07.07.2017
Heute mache ich einen Hafentag in Gouda, das heißt, ich stehe recht spät auf, gehe duschen, mache mir mein Frühstück und trinke in Ruhe ein, zwei Tassen Kaffee. Da so früh in den Städten noch nicht viel los ist, mache ich erst einmal klar Schiff. Kurz vor 11 gehe ich los, mir Gouda ansehen. Den Weg an den Grachten entlang kenne ich ja schon von gestern Abend.
Heute will ich mir den Marktplatz mit seinem wunderschönen Rathaus,
dem Gebäude "De Goudse Waag"
und den vielen Restaurants ansehen.
Das Rathaus ist natürlich auch für die Trauungen zuständig, aber gleich so viele an einem Tag? Ach ja, heute ist der 7.7.17, ein Hochzeitstag, den man (Mann) sich leicht merken kann. Außerdem ist es das perfekte Wetter zum Heiraten.
Wie ich sehe, kann man sich das ganze Geschehen auch von oben anschauen.
Ich setze mich in eines der Cafés und genieße die Zeit bei "Koffie met Appeltaart". Als es Abend wird gehe ich, wegen der guten Erfahrungen von Gestern, ins BELVEDERE und esse dort wieder vorzüglich. Als ich mich auf den Rückweg mache, ist es bereits dunkel. Aber die Straßen und Wege sind beleuchtet und bieten so einen anderen Anblick als am Tag. Am Boot angekommen, gehe ich sofort schlafen. Kurz nachdem ich eingeschlafen bin werde ich wach von dem allseits bekannten sirren der Mücken. Ich mache das Licht an und finde auf Anhieb drei, vier Mücken auf dem weißen Gelcoat. Die weitere Suche ergibt keine neuen "Funde". Kaum liege ich und habe das Licht gelöscht, geht es wieder los. Kurz gesagt, ich schlafe in dieser Nacht nur knapp 2 Stunden.
Samstag, 08.07.2017
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Da die Mücken weiter nerven, stehe ich um 6 Uhr auf, gehe duschen und mache mir mein Frühstück. Heute kommt mein Sohn mit seiner Freundin um mich auf der Fahrt nach Amsterdam zu begleiten. Sie wollen um 8 Uhr hier sein, damit wir pünktlich ablegen können und nicht so spät in Amsterdam ankommen, da die Beiden per Bahn wieder hierhin zurück fahren müssen, ihr Auto steht ja hier. Mein Sohn trifft kurz vor acht ein und wir legen recht pünktlich ab. Es geht raus aus dem Hafen nach steuerbord auf die Gouwe. Die kommenden Brücken sind für uns auch geschlossen hoch genug, so das wir ohne Verzögerung gut voran kommen. Die erste Brücke, bei der es spannend wird, ist die in Waddinxveen, sie ist geschlossen 2,50m hoch, Stuppi 2,45m. Ok, das ist einer der Gründe, warum mein Sohn mich begleitet, wir versuchen es. Er stellt sich so ins Heck, das er über das Cockpitdach peilen kann während ich extrem langsam und vorsichtig an die geschlossene Brücke heran fahre. Meine Frage, passt es, wird bejaht. Somit fahren wir darunter durch und alles geht gut.
Die gleiche Prozedur wiederholen wir in Boskoop und Alphen aan den Rijn. Hier kreuzen wir den Oude Rijn und fahren auf dem Aarkanaal weiter bis zur Tolhuissluis. Der Schleusenvorgang läuft problemlos und wir fahren weiter auf dem Amstel-Drechtkanaal. Kurz nach Uithoorn geht es weiter auf der Amstel. Nachdem wir die Utrechtsebrug passiert haben, beginnt der spannende Teil der Fahrt, wir fahren durch die Grachten von Amsterdam. Zunächst weiter auf der Amstel unter der Berlagebrug, der Nieuwe Amstelbrug und der Torontobrug hindurch, durch die Hogesluis und Amstelsluis, unter der Magerebrug und Blauwebrug durch nach steuerbord in Richtung Oudeschans. Die Brücken hier und die Sint Antoniesluis sind von der Höhe und Breite ok aber das Verkehrsaufkommen ist unbeschreiblich. Jeder will zuerst und alle fahren fast auf „Tuchfühlung“, ich muss höllisch aufpassen. Aber wir erreichen das Oosterdok ohne Schäden und gehen sofort durch den Oosterdoksdoorgang auf die IJ. Hier quere ich das Fahrwasser und falle nach backbord ab in Richtung Amsterdam Marina. Dort angekommen, lege ich in einer freien Box an und wir melden uns beim Hafenmeister. Leider ist der Platz nicht wirklich frei und ich muss noch einmal ablegen um zu meinem endgültigen Liegeplatz zu fahren.
Dort machen wir das Boot fest und ich bringe meinen Sohn und seine Freundin mit der Fähre zum Bahnhof. Zeitlich perfekt, wir kaufen die Fahrkarte und 10 Minuten später fährt der Zug bereits los. Das war ein wirklich schöner Tag. In der Bahnhofshalle sehe ich eine Apotheke und kaufe dort ein Mittel gegen Mücken. Diese Nacht möchte ich in Ruhe schlafen. Zurück auf dem Boot mache ich noch klar Schiff und lege mich kurz hin, da es für ein Abendessen noch zu früh ist. Gegen 22 Uhr wache ich auf, nun ist es für ein Abendessen allerdings zu spät. So esse ich von meinen eigenen Vorräten und lege mich dann wieder hin. Dank des gekauften Antimücken-Mittels schlafe ich tief und fest durch.
Sonntag, 09.07.2017
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Kurz vor 6 Uhr und ich bin wach. Das Wetter sieht gut aus, die Sonne scheint, kaum Wolken am Himmel und kein Wind. Ich gehe duschen und mache mir anschließend mein Müsli und meinen Kaffee. Um 7:30 Uhr heißt es „Leinen los“, denn meine heutige Etappe ist sportlich, knapp 110 Kilometer bis nach Blokzijl. Erst einmal geht es recht gemütlich durch den Amsterdamer Hafen Richtung Oranjesluizen. Dort angekommen kann ich sofort mit dem vor mir fahrenden Segler in die Kammer. Der Fall beträgt nur wenige Zentimeter und wir können ausfahren. Bei der kurz dahinter liegenden Brücke bin ich klar im Vorteil, ich kann bei geschlossener Brücke durch, der Segler muss auf die Öffnung warten. Da das Wasser im Markermeer völlig ruhig ist, kann ich hier schnell fahren, so das ich bereits kurz nach 10 Uhr an den Houtribsluizen bin. Auch hier keine Wartezeit. Es geht nach der Schleuse erst Richtung Ketelbrug,
dann Richtung Schokkerhaven, alles in Gleitfahrt. Gegen halb zwölf fahre ich in das Ramsdiep ein, hier ist Schluss mit dem schnellen Ritt. Ich fahre durch das Zwarte Meer und gehe am Ende backbord in den Vollenhover Kanaal. Bevor ich in den Haven de Kolk einfahre, geht es durch die offenstehende Schutzschleuse. Im Hafen selbst ist es mächtig voll, es ist ja auch schon 16:30 Uhr. Nach einigem Suchen finde ich einen schönen Platz fast am Ende der Noorderkade. Ich lege an, wobei mir die freundlichen Nachbarn behilflich sind. Mein erster Eindruck von dem Hafen, toll.
Ich frage meinen Stegnachbarn nach dem Hafenmeister, der kommt in dem Moment eh gerade rum, so das ich die Formalitäten sofort erledigen kann. Auch hier sehr zuvorkommend, freundlich und nett. Ich mache mich stadtfein und gehe auf Erkundungstour. Zuerst einmal zu den Sanitäranlagen, die in einer Seitenstraße nahe der Kirche in einem historischen Gebäude innerhalb der Häuserzeile liegen. Ist man aber durch die Eingangstür, so tut sich ein super moderner und sehr gepflegter Sanitärbereich auf. Es gibt hier Toiletten, Duschen, Waschplätze für Geschirr und auch Waschmaschine und Wäschetrockner. Der Zugang, sowie alles was Geld kostet, wird hier mit der Jachthavenbetaalkaart erledigt. Die kann man beim Hafenmeister bekommen, sofern man noch keine hat. Aufladen kann man diese an einem Automaten im Vorraum zu den Toiletten. Ach ja, wer Müll entsorgen möchte, braucht dafür eine Münze, die man ebenfalls beim Hafenmeister bekommt. Strom und Wasser gibt es an den Stegen, hier wird mit Euromünzen gezahlt. Rund um den Hafen steht ein Restaurant neben dem anderen und bedingt durch das gute Wetter sind die Außenterrassen alle gut besucht. Ich finde einen schönen schattigen Platz im Restaurant „Sluiszicht“ und trinke mein Anlegebier.
Da ich hier wirklich gemütlich sitze und mir dabei das Treiben in der Schleuse anschauen kann,
esse ich auch gleich zu Abend. Ich bestelle mir den „Maaltijd Pannenkoek“, man o man ist der lecker.
Langsam schlägt die Müdigkeit durch und ich mache mich auf den Weg zurück zum Boot. Dort angekommen höre ich von Ferne laute Musik, mein erster Gedanke, ein Stadtfest oder ähnliches. Die Musik kommt aber immer näher und wenige Augenblicke später fährt ein großes Partyboot durch die Schutzschleuse in den Hafen. Die Stimmung auf dem Kahn ist wirklich gut und die Live-Band gibt alles. Das Schiff dreht im Hafen einige Pirouetten und setzt seine Fahrt dann durch die Sluis Blokzijl fort.
Morgen geht es zwar erst gegen 14 Uhr weiter, da ich auf Dieter warte, der den Rest der Tour mitfahren wird, aber ich habe die nötige Bettschwere und lege mich zeitig schlafen.
Montag, 10.07.2017
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Kurz nach 6 Uhr, die Sonne lacht und ich bin ausgeruht. Ich gehe erst einmal ausgiebig duschen, danach dann Müsli und Kaffee. Da Dieter mit dem Bus erst um 13:30 Uhr ankommt, gehe ich zu der nahe gelegenen Tankstelle und frage die freundliche Dame, ob sie einen Bollerwagen oder ähnliches für mich hat. Hat sie, also hole ich meine beiden Kanister, tanke die voll und fahre dann mit dem Wagen zum Boot. Dort lade ich die Kanister aus und bringe erst einmal den Bollerwagen zurück. Ich frage, ob sie etwas für das Ausleihen bekommt, „...aber nein, das ist schon ok so...“ ist die Antwort. Nun habe ich wieder 50 Liter Benzin mehr im Tank. Ich mache noch einmal klar Schiff und gehe rechtzeitig zur Bushaltestelle um Dieter abzuholen. Zurück auf dem Boot verstauen wir sein Gepäck und machen dann die Leinen los. Wir fahren bis zum Wartesteg der Schleuse und legen an. Die Kammer geht kurz danach auf und nachdem die Boote ausgefahren sind, können wir rein. Wir sind das einzige Boot und die Schleusung klappt ohne Probleme. Nach der Schleuse folgt eine Brücke, die für uns hoch geklappt wird und wir können den Ort verlassen. Die folgende Strecke ist landschaftlich sehr schön. Wir fahren zunächst Richtung Giethoornsche Meer, dann nach Norden über Riete, Wetering, Heuven- und Kahlenbergergracht bis zum Jachthaven de Kluft. Hier werden wir bis Mittwoch bleiben. Wir haben gerade festgemacht,
da kommt auch schon der Hafenmeister vorbei, prima, so kann ich die Formalitäten gleich erledigen. Wir bekommen einen Lageplan
und noch einige zusätzliche Informationen zur Anlage. Wir würden beide gerne ein Bier trinken und machen uns deshalb auf zu dem Restaurant. Auf dem Weg dorthin sehen wir uns noch die Sanitäranlagen an, sehr geräumig, gut ausgestattet und sauber. Für die Dusche benötigt man 50 Cent-Stücke, wenn man kein Schnellduscher ist, deren zwei. Da das Wetter schön ist, suchen wir uns einen Platz im Biergarten des Restaurants und unterhalten uns angeregt so das die Zeit schnell vergeht. Da wir schon mal hier sind, essen wir auch gleich zu Abend. Die Karte ist nicht sehr groß, was ein gutes Zeichen ist, auch das die Bestellung eine Weile braucht deutet darauf hin, das hier doch vieles frisch zubereitet wird. Kurz gesagt, das Essen ist lecker. Im Anschluss trinken wir noch ein oder zwei Bierchen und machen uns dann auf den Weg zurück zum Boot. Rechtschaffen müde gehen wir alsbald in die Kojen.
Dienstag, 11.07.2017
Gegen halb sieben stehen wir auf. Wie immer, wenn wir zu zweit auf dem Boot sind, geht einer duschen, während der andere in der Zeit das Boot klar macht. Geht der andere duschen wird in dieser Zeit das Frühstück, hier Müsli und Kaffee vorbereitet, dann wird gemeinsam gefrühstückt. Heute gibt es eine Premiere, das Beiboot kommt erstmals inklusive dem 2,5 PS Außenbordmotor zum Einsatz.
Wir wollen damit durch die kleinen Kanäle des „Nationaal Park Weerribben-Wieden“ fahren. Die Brücken sind dabei so niedrig, das wir uns selbst im Schlauchi flach hinlegen müssen.
Die Fahrt ist echt super, völlig ruhiges Wasser, viele Wasserläufer und anderes Gekrabbel, Seerosen und rechts und links unendlich viel Schilf. Das Wetter ist perfekt, warm aber keine pralle Sonne. Die Videos und Fotos geben einen kleinen Eindruck von der Tour.
Nach etwa 3 Stunden sehen wir vor uns eine Kanu das von Kindern gefahren wird. Der Junge versucht das Kanu auf Kurs zu halten, was ihm aber nicht gelingt, da er alleine paddelt. Alle paar Meter stößt er ans Ufer und muss sich wieder abstoßen. Ich verlangsame das Tempo, um die Kidies wegen der Heckwelle nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Der Kanal ist hier sehr eng und als wir nah aneinander vorbei fahren, spricht uns eines der Mädchen an. Da sie natürlich niederländisch spricht, verstehe ich nicht sofort, was sie möchte. Ich frage auf englisch nach und sie macht uns in einer Mischung aus englisch und niederländisch klar, das sie wohl gerne in Schlepp genommen werden möchten. Wenn ich mir die Lütten so betrachte, die sehen schon recht erschöpft aus. Natürlich helfen wir. Ich sehe eine Leine im Bug des Kanu und bitte Dieter diese mit der Hand zu halten. Dann gebe ich langsam Gas. Der Motor hat eine Fliehkraftkupplung und mit dem zusätzlichen Gewicht durch das Kanu muss ich etwas mehr aufdrehen um in Fahrt zu kommen. Dadurch setzt die Kupplung härter ein und am Anfang ist die Fahrt ein wenig unruhig. Aber nach einiger Zeit spielt sich das alles ein und wir können die Kleinen mit ihrem Kanu bis zum Anleger mitnehmen. Wir verabschieden uns und fahren dann über den kleinen See in Richtung der Bootsliegeplätze zu unserem Boot. Dort angekommen, machen wir das Schlauchi fest und beschließen, uns Fahrräder zu leihen und damit ein wenig die Gegend zu erkunden. Wir radeln unter anderem an den Kanälen entlang, über die wir auch mit Stuppi oder dem Schlauchi gefahren sind. In einem kleinen Örtchen machen wir Rast, setzen uns vor eine urige Kneipe und trinken ein kühles Blondes. Als wir zurück an der Verleihstation sind und die Fahrräder abgegeben haben, essen wir in dem nebenan gelegenen Restaurant de Kluft zu Abend. Wir sitzen noch lange hier und unterhalten uns angeregt. Zurück am Boot beginnt es zu regnen. Trotzdem müssen wir das Schlauchi an Stuppi festmachen, schließlich soll es morgen auf dem Weg nach Zwolle in Schlepp genommen werden. Nach kurzer Zeit ist alles erledigt und wir können in die Kojen.
Mittwoch, 12.07.2017
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Es hat die ganze Nacht über kräftig geregnet und auch als wir aufstehen hat es noch nicht aufgehört.
Wir frühstücken, gehen duschen und machen uns dann auf den Weg. Heute geht es über Kahlenbergergracht, Giethoornsche Meer, Walengracht, Beulaker- und Belterwijde, Beukersgracht, Meppelerdiep und Zwarte Water nach Zwolle. Es weht ein ordentlicher Wind, der auf den weiten und nicht sehr tiefen Gewässern für ordentliche Wellen sorgt.
Als wir durch die Schleuse zum Meppeler Diep fahren, ist das Wetter wieder freundlich. Das Schlauchi ist komplett nass und wir beschließen schon in Zwartsluis zu übernachten. Zum einen können wir hier das Schlauchboot gut aus dem Wasser holen und an Land trocknen bevor wir es wieder zusammenrollen, zum anderen ist das Restaurant hier in der Marina Kranerweerd sehr gut und des weiteren gibt es hier eine Bootstankstelle, was uns einen Stopp am letzten Tag unserer Reise spart. Gesagt, getan, wir legen an und erledigen im Hafenmeisterbüro die Formalitäten.
Danach holen wir das Schlauchboot aus dem Wasser und binden es hochkant an eine Säule, damit das Wasser gut abfließen kann. Anschließend gehen wir zu Fuß in den Ort, der recht nett ist, aber ohne besondere Highlights. Zurück in der Marina gehen wir am Abend sehr gut essen. Bevor wir in die Kojen gehen rollen wir noch das Schlauchboot zusammen und verstauen den Außenbordmotor an Board.
Donnerstag, 13.07.2017
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Nachdem wir aufgestanden sind und gefrühstückt haben, legen wir ab und ein paar Meter weiter an der Tankstelle wieder an. Diese Tankstelle funktioniert mit PIN-Card und ist 24/7 nutzbar. Nun ist der Tank wieder voll und wir fahren in Richtung der Meppelerdiep Kehrsluis. Die wurde modernisiert und die Brücke deutlich höher gelegt. Da die Schleuse, wie fast immer, offen steht und die Brücke für uns auch geschlossen hoch genug ist, fahren wir ungehindert auf das Zwarte Water in Richtung Zwolle. Auf den Abschnitten ohne Tempolimit geben wir nun auch richtig Gas, so sind wir recht schnell an der Spooldersluis. Wir sehen von weitem das grüne Licht und auch schon einige Sportboote in der Kammer. Der Schleusenwärter ist nett und wartet bis wir die Kammer erreichen und schließt erst dann die Tore. Besser konnte es nicht laufen, keinerlei Zeitverlust durch die Schleusen. Von nun an gibt es weder Brücken, die für uns geöffnet werden müssen, noch Schleusen, die es zu passieren gilt. Also, raus aus der Kammer, nach backbord zu Berg unserem heutigen Ziel, dem Vispoorthaven in Zutphen, entgegen. Wir geben auch hier auf den Teilstrecken, auf denen es erlaubt ist, Vollgas und sind um 14:30 Uhr am Ziel. In der Einfahrt zum Hafen wird es ein wenig kompliziert. Wir laufen nach einer doch recht beachtlichen Yacht ein und müssen in der Einfahrt aufstoppen. Der Grund dafür ist, das die vor uns fahrende Yacht direkt vor dem Meldesteg ein Wendemanöver hinlegt. Damit hatte ich nicht gerechnet und wir müssen in der engen Zufahrt die Mitte halten. Nachdem die Yacht dann am Meldesteiger angelegt hat, ruft uns der Hafenmeister. Also fahren wir näher an den nun belegten Meldesteg heran. "Wie breit seid ihr?" will er wissen, "...mit Fender 3 Meter" ist unsere Antwort. "Dann nehmt den Platz 3 und bitte rückwärts einparken" lautet seine Anweisung. Ich bin ja nun schon das dritte mal hier und kenne die Zählweise, außerdem lag ich beim ersten Besuch am Platz daneben. Diesmal allerdings habe ich den Fingersteg auf meiner Schokoladenseite und einen Mitfahrer der mir hilft. Das Einparken ist trotzdem noch schwierig, klappt aber ohne Probleme. Wir machen Stuppi ordentlich fest und ich erledige die Formalitäten beim Hafenmeister.
Der erklärt mir dann auch die merkwürdige Situation mit der Yacht am Meldesteg. Dort fährt ein Familienmitglied mit, das auf den Rollstuhl angewiesen ist. Die Yacht hat eine hydraulisch höhenverstellbare Badeplattform, so das der Rollstuhlfahrer von der Plicht nach unter auf Höhe des Steges abgesenkt werden und dann über eine ausfahrbare Brücke auf den Steg fahren kann. Dafür muss der Steg natürlich eine gewisse Breite haben und da sind die Fingerstege definitiv zu schmal. Schon erstaunlich, was es alles gibt. Dieter hat sich schon stadtfein gemacht, ich ziehe mich auch schnell um und wir machen uns auf den Weg in die hübsche Stadt.
Wie gesagt, ich war schon zwei mal hier und kenne mich ein wenig aus. In einem netten Café trinken wir einen Kaffee. Als es Abend wird, kehren wir in einem Restaurant ein und essen dort sehr gut. Die üblichen Bierchen zum Tagesausklang trinken wir aber in einer Kneipe, die ich von den vorherigen Besuchen kenne. Dort sitzt man sowohl draußen als auch drinnen sehr gemütlich und die Bedienung ist nett und zuvorkommend. Spät ist es als wir wieder am Boot sind und wir gehen auch sofort in die Kojen.
Freitag, 14.07.2017
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Wir stehen heute nicht so früh auf, es ist ja unser letzter Tag. Das Wetter ist super, die Sonne scheint, kein Wind und eine angenehme Temperatur. Duschen, frühstücken, ganz gemütlich die Leinen los und wir sind unterwegs. Die Fahrt ist angenehm und schnell, wir haben ja keine Wellen, auch nicht als wir von der Gelderse IJssel auf den Pannerdensch Kanaal und dann auf den Rhein wechseln. Wir können überall wo es erlaubt ist, wirklich schnell fahren. Deshalb sind wir schon kurz nach dem Mittag wieder im Yachthaven Emmerich. Wir legen an
und werden nett begrüßt.
Dieter wird von seiner Frau abgeholt, also, große Verabschiedung. Es war wieder schön und völlig unkompliziert mit Dieter zu fahren. Ich hoffe wir werden noch die eine oder andere Tour zusammen machen. Nachdem ich in Ruhe klar Schiff gemacht und alles ins Auto gebracht habe, was wieder mit nach Hause soll, mache ich mich auch auf den Weg Richtung Heimat.
Fazit:
Es waren rund 500 Kilometer mit 15 Schleusen. Der Start war mehr als holperig, wegen des Defektes. Aber es hat mir etwas wichtiges gezeigt, die akribische Vorbereitung einer solchen Tour zahlt sich aus, die kritische Situation konnte ich so ganz gut beherrschen. Ich hatte an unterschiedlichen Tagen nette Begleitung, meine Frau, mein Sohn mit seiner Freundin und natürlich Dieter. Zum ersten mal habe ich Hafentage eingeplant, sehr schön aber ich bin mir noch nicht sicher, ob das so mein Ding ist. Mir geht es ja primär ums fahren mit dem Boot. Zu der Freundlichkeit und der Hilfsbereitschaft der Niederländer, da wiederhole ich mich jedes Jahr, einfach toll. Alles in allem wieder eine super schöne Tour, völliges Abschalten vom Alltag und wie immer viel zu kurz.
Allzeit eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.